Hallo Miteinander,
Ihr werdet nicht glauben was wir die letzten Tage durchgemacht haben. Uns wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Deshalb kleiner Tip bevor ihr jetzt weiterlest, setzt euch hin, holt euch vielleicht noch einen Kaffee/Tee/Schnaps und macht es euch bequem. Denn die nächsten Zeilen beschreiben unseren schlimmsten Alptraum.
Markus hatte letzten Freitag mit seinen beiden Chefs ein Gespräch. Er hatte die Wochen davor teilweise wieder 6 Tage die Woche gearbeitet, unbezahlte Überstunden gemacht und das trotz teilweise unverschämter Kunden und Desinteresse seiner Chefs. Sein Kollege (ein Philipino) wurde nach seinem Urlaub in der alten Heimat nicht mehr nach Australien gelassen und in Melbourne am Flughafen abgeschoben. Ich denke jeder kann sich vorstellen das es etwas schwierig ist einen Laden am laufen zu halten wenn man alleine ist, da auf den Chef der handys repariert keinen verlass ist (er taucht auf wann er will und ohne Vorankündigung). Markus hat versucht sein bestes zu geben, seinen Chefs jedoch auch gesagt das es so nicht weiter gehen kann.
Auf jeden Fall haben die ihn dann zu einem Gespräch eingeladen und ihm deutlich gemacht das wenn er nicht seinen Mund hält, es sein kann das sie ihn entlassen, auch wenn das Sponsoring bereits begonnen hat. Es gab dann noch so Vorwürfe wie das er in letzter Zeit viele Fehler macht (das passierte nicht nur ihm, sondern auch der Phillipino und der Chef haben Reparaturen verbockt), er kann nicht mit schwierigen Kunden umgehen ( was schwierig ist wenn sich die Beratung auf Lügen aufbaut, da hat jeder der Moral hat Schwierigkeiten) und er zu oft frei nimmt (was????? Vertraglich stehen ihm 2 freie Tage pro Woche zu, der Urlaub im August war unbezahlt also eigentlich kein Urlaub). Mehr oder weniger erpressen sie ihn jetzt damit das Verhältnis aufzulösen wenn er nicht nach ihren Regeln spielt. Ich denke ihr könnt euch vorstellen dass am Freitag Abend erstmal eine Welt für uns zusammengebrochen ist. Wir sind immer noch auf unserem Working Holiday Visa das ja bekanntlich nur 1 Jahr gültig ist, das heißt bis Anfang Dezember. Das reicht auf keinen Fall um einen neuen Arbeitsplatz zu finden der einen sponsort. Was passiert mit unseren Sachen in unserem Zimmer? Was machen wir mit unserem Auto? Wie erzähle ich das meinen Arbeitgebern , also der Familie für die ich arbeite? Die verlassen sich auf mich und wollen mich unbedingt behalten.
Ich denke es war klar dass das nicht der Traumjob für Markus war, aber er hätte sich da schon durchgebissen. Dieses Gespräch hat die Situation jedoch komplett verändert. Und klar ist das wir uns nicht erpressen lassen. Deshalb wird Markus am Mittwoch kündigen.
Die Chefs hatten beschlossen den Laden über das lange Wochenende erstmal zu schließen sodass Markus sich Gedanken machen kann. Meine „Familie“ ist im Urlaub in Queensland und wir sind gerade bei ihnen zuhause und machen housesitting. Das heißt wir hatten erstmal ein paar Tage Zeit uns einen Plan zu überlegen.
Nach einer unruhigen Nacht haben wir am Samstag zumindest ein bisschen Abstand zu den Ereignissen bekommen können. Aber je öfter ich darüber nachgedacht habe, umso wütender wurde ich. 10 Monate unseres wertvollen Working Holiday Visa dafür verschwendet für diese Penner zu arbeiten, die immer wieder Besserung der Arbeitssituation versprochen haben und sich zumindest anfangs immer sehr Verständnisvoll gezeigt haben. Und vor allem der Vorwurf das Markus immer frei haben will machte mich rasend. Im nach hinein haben sie sogar gesagt das die zwei Wochen Urlaub über Weihnachten zu krass wären ( als wir das im juli abgeklärt haben, wurde Markus mitgeteilt das es kein Problem wäre da der Shop über Weihnachten eh 2 Wochen zu ist, er könne auch 3 Wochen gehen). Es hatte jedoch auch keinen Sinn sich darüber aufzuregen, es ist wie es ist und wir brauchen einen Plan.
In einer Gruppe auf Facebook haben wir einen post verfasst was uns gerade passiert und mit Schrecken festgestellt, dass es mehreren deutschen hier so ging/ geht und diese Erfahrung leider kein Einzelfall ist. Das einzige positive daran ist das wir noch keine tausende von $$$ in das Sponsoring Visa investiert haben (das muss eigentlich auch der Arbeitgeber zahlen, in unserem Fall haben Markus seine chefs gleich gesagt das wir das zahlen müssen). Manche meinten auch das wir das auf jeden Fall melden sollen da vieles gegen das Gesetz verstößt und die dann eine saftige Strafe zahlen müssen. Das wäre auf jeden Fall einer unserer Ideen gewesen, wenn man jedoch länger darüber nachdenkt schießt man sich hald ins eigene Bein. Arbeitszeugnisse sind hier anders als in Deutschland. Hier bekommt man kein schriftliches, sondern man ruft sich gegenseitig an. Und da das die einzige Referenz ist die Markus in Australien hat, wollen wir die natürlich nicht vergraulen und schauen das es im Guten auseinander geht. Bei mir geht zwar der Puls immer noch hoch wenn ich daran denke, aber es würde uns mehr schaden als denen.
Nachdem wir also am Samstag das Wort in die Welt getragen haben und alle die wir kennen davon erzählt hatten, wurden am Sonntag die ersten Ideen wie es weitergeht geschmiedet. Für die Visas die wie eigentlich letzten Januar in Angriff nehmen wollten war es definitiv zu spät da eine Kette von Anträgen eingereicht werden müsste. Wir wollten das Land auch erstmal nicht verlassen und alles verkaufen müssen. Die einfachste und schnellste Lösung wäre ein Studentenvisum. Das ist zwar etwas aufwendiger zu beantragen als das Working Holiday Visa aber weitaus nicht so aufwändig wie die anderen auf die wir hinarbeiten. Wir konnten aber trotz intensiver Recherche nicht einschätzen ob das beantragen in den 4 Wochen noch zeitlich im Rahmen liegt. Vor allem muss man sich ja auch überlegen was man studieren möchte. Damit waren wir erstmal total überfordert. Man muss einen Kurs aussuchen der geprüft ist um von internationalen Studenten besucht werden zu dürfen, man braucht eine Krankenversicherung, die Kurse kosten mehrere tausend Dollar,…. whaaaaaaaat???? Wir haben dann aber eine Organisation gefunden die internationale Studenten berät und sind dort am Montag gleich ins Büro gegangen.
Die Organisation nennt sich „go study australia“ und wir wurden von Pedro, einem sehr netten und kompetenten Mitarbeiter herzlich Empfangen. Der meinte sogar das unsere Situation keineswegs ein Einzelfall ist und er täglich damit zu tun hat das Leute von ihrem Sponsor hängen gelassen werden und ein neues Visa brauchen. Er wird sich in den nächsten Wochen darum kümmern Markus an einer Schule einzuschreiben und uns das studentenvisa zu beantragen ( wie lange habt ihr Zeit? 4 Wochen, ja das bekommen wir hin!) Markus wird also ab. Februar Leadership and Management studieren ( wobei das zu keinem Bachelor oder so führt und auch nicht an einer Universität ist, es ist sowas wie eine Weiterbildung). Der Kurs geht ein Jahr und man bekommt vom Land Australien nochmal 2 Monate geschenkt wenn man über 10 Monate studiert, also sind die nächsten 14 Monate erstmal sicher wenn das Visum durch ist. Pedro meinte jedoch das es für Deutsche normalerweise keine Probleme bei der Beantragung gibt.
Das beste ist das wir auch ganz normal wie geplant über Weihnachten nach hause können. Im Moment sieht es also so aus als wäre wieder alles im Rahmen und wir können wieder durchschnaufen.
Wir sind jetzt sehr gespannt was am Mittwoch passiert wenn Markus sagt das er kündigen will. Wir haben auch überlegt ob sie vielleicht sogar den Visaprozess von sich aus so in die Länge gezogen haben um mehr Druck auf Markus ausüben zu können. Hoffentlich fällt ihnen so das Gesicht runter und sie rechnen gar nicht damit. Ich wünsche ihnen den Schock ihres Lebens.
Ach ja, heute ist Feiertag! Und zwar wegen dem Melbourne Cup, eine Pferderennen 🏇
Viele liebe Grüße
Die Schmids
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8. November 2018 at 02:22
sowas gibt es auch in Deutschland.
ausbeuter heissen die glaube ich
10. November 2018 at 23:47
Augen zu und durch. Wird schon klappen. Lebt euren Traum.